Nach einem kurzen EDV-Support (07:30 Uhr bis 08:45 Uhr, für Spanien also kurz nach Mitternacht) fahren wir etwas verspätet hinauf in die Sierra Nevada. Aus Forumsberichten wusste ich, dass man nicht mehr an den höchsten Punkt fahren kann, sondern nur an den Rand des Nationalparks.
Aber aus den Karten konnte ich mir keine genaue Vorstellung machen, weshalb ich mir per Navi eine Rundtour mit dem Modus „schnellste Strecke“ zusammengestellt habe. Und noch in Granada zeigt das Navi seine Stärken. In Einbahnstrassen, Quartierstrassen, Abzweigungen, welche es gar nicht gibt. Nach ca. 20 min sind wir dort, wo wir per Schnellstrasse in 5 Minuten gewesen wären. Ich freue mich über diese Kreativität!! Aus der Stadt heraus fahren wir Richtung Sierra Nevada. Ein karges Gebirge und wir sind überrascht, als das Dorf Sierra Nevada vor uns auftaucht. Eine eindrückliche Art von Landschaftsverschandelung. So ein hässliches Dorf findet man nicht so schnell wieder in den Bergen, nicht einmal in der Schweiz. Gleich nach dem Dorf kommt die Fahrverbotstafel mit einem grossen Parkplatz und einigen Verpflegungsständen, und wir geniessen auf 2500m einen Kaffee, einer den besten in Spanien, für 1.50 Euro. In der Schweiz kostet jedes Getränk oberhalb 1700 m sicher das 3-Fache. Das gewaltige Panorama, die starke Sonne, Temperatur bei ca. 18 Grad. Wir geniessen die Zeit in den Bergen. Die Weiterfahrt ruft und los geht es über Granada weiter südlich, um unterhalb des Nationalparks Sierra Nevada Richtung Westen zu fahren. Wieder eine neue Landschaft eröffnet sich uns. Karg, aber wo bewässert wird, üppige Plantagen. Sogar Erdbeeren auf 1400 müM, welche rot durch die Blätter schimmern. Wir legen in einem Dorf eine kleine Pause ein, sitzen in ein Restaurant und möchten etwas kleines essen. Die Kommunikation ist etwas schwierig, weil der Kellner nicht einmal spanisch spricht. Doch wir bekommen unsere Getränke (sehr widerwillig), auf die Frage von Tapas ernten wir ein Schweigen und eine eiserne Miene. Mit der Dynamik einer alten Linde serviert er uns die Getränke und etwas später völlig überraschend Tapas (zwei leckere Sandwiches). Wir haben dem Kellner für den Service 5 Euro bezahlt, er wollte nur 3.5 Euro, was uns als zuwenig erschien. Und plötzlich konnte ein feines lächeln in seinen Gesichtszügen erratet werden. Als wir weiterfahren möchten, finde ich den Schlüssel nicht mehr. Das fährt mir ein. Habe ihn gegen meine Gewohnheit in die Brusttasche gesteckt. Die Strecke ist etwas kurvig, man kommt nur relativ langsam vorwärts (besonders im Mama-Modus, sicher auch wegen einigen Fotohalten). So beschliessen wir, nicht nach Guadix zu fahren, sondern gegen Süden ein Hotel zu suchen. Die Sitzfläche von Ruth meldet sich langsam, und völlig spontan halte ich in Berchules vor einem Hotel an, um nach einem Zimmer zu fragen. Besetzt. Aber ein B&B einige Meter vorher hat noch ein Zimmer für uns und wir bleiben dort. Erreichbar über einen Schotterweg (Ruth liebt Schotterwege… Hornhautvergrösserung…) liegt das B&B oberhalb des Dorfes. Eine grosse Terrasse lädt zum Relaxen ein. Einfach wunderbar. Dort nehme ich mir Zeit, die gefahrene Strecke aus dem Navi auszulesen (ist mit dieser Software eine lästige Sache) und schreibe auf der Terrasse, hoch über Spanien, meinen Reisebericht. Ist doch das Leben schön. Jetzt kommt noch der Hammer. Die Gastfamilie (Mutter, Brenda, ca. 35 Jahre) schmeisst den Laden und kocht für alle Gäste (10 Personen) ein Abendessen (3 Gänge), welches seinesgleichen sucht. Best Meal in Spain. Der Ehemann scheint nicht so aktiv zu sein.