Viel besser geschlafen als erwartet. Wir verlängerten noch um eine Nacht. Leider gab es erst um 08:30 Uhr Frühstück.
Eigentlich wollten wir im Vorfeld diese Stadt auslassen. Wegen einigen Empfehlungen beschlossen wir jedoch, einen Tag hier zu verbringen und einige besondere Bauten, von denen es laut dem Italienreiseführer eigentlich nur ganz wenige gab, besuchen.
Wir hatten Zeit bis zum Frühstück, um in einem Neapel-Reiseführer nach möglichen Besuchsorten zu suchen, und staunten, ab der Fülle der empfohlenen Bauten und Plätze. Die Gastgeber gaben uns freundlicherweise einige Tipps, wie wir für die Besichtigung vorgehen sollten, und das war absolut super. Denn es gibt wirklich enorm viele Dinge zu sehen in dieser Stadt.
Das Frühstück gab es dann um ca. 09:00 Uhr, dafür absolut super, mit vielen neapolitanischen Spezialitäten. Mit weiteren Gästen und Gastgebern blieben wir lange sitzen, redeten, lachten und diskutierten. Erst um 11:00 Uhr starteten wir mit der Metro. Da kann man auch ohne Fahrausweis fahren, da die Ticketautomaten in der Regel nicht funktionieren. Man löst aber ein Ticket am Ziel, wenn man möchte und dort jemand Tickets verkauft.
Angekommen in der Stadt waren wir schon bald fasziniert von ihr. Wir schlenderten durch die Strassen, besichtigten Schlösser, Kirchen und Burgen. Besonders dir grosse Festung Sant’Elmo über der Stadt bei Sonnenuntergang war ein Traum.
Ein kleines Zwischenspiel gab es noch. Auf dem Sitzplatz vor zwei angrenzenden Bars wurden je ein Fernseher installiert. Bei einem würde bald das Formel 1 Rennen starten. Kurz entschlossen machte ich einen Halt (Ruth blieb ja nichts anderes übrig), um einen Aperol Spritz beim Start des Formel1 GP zu geniessen.
Dumm Nr.1: Kurz vor dem Start hatten die doch auf Fussball umgestellt.
Dumm Nr.2: Der Aperol war irgendwie stärker als erwartet, ich fast eine Spur beschwipst…. Eher müde und mit seltsamem Humor versuchten wir weitere Sehenswürdigkeiten zu finden, welche sich dann aber erfolgreich vor uns versteckten.
Da wir um ca. 15:30 Uhr in einem Kaffee einen schlechten Pizzahappen assen, waren wir unsicher, wie und was wir als Nachtessen geniessen sollten. Da ich gerne noch das Eindunkeln und das pulsierende Nachtleben der Stadt erleben wollte und wir bisher alle solche Aktivitäten im Keim erstickt hatten (mit wir meine ich jetzt nicht effektiv wir; Ruth fühlt sich da eher angesprochen 😉 ….?!), erfüllte mir Ruth den Wunsch im Zentrum zu essen und noch durch die nächtliche Fussgängerzone zu schlendern. Zufällig landeten wir bei der ältesten Pizzeria der Stadt. Da waren vor uns doch schon einige Promis zu Gast, falls das keine Fotomontagen waren, welche hinter der Kasse die Wand schmückten. Hier müsste eigentlich die ultimative Pizza serviert werden.
Leider ging es sicher schon mal ca. 15 Min. bis wir überhaupt bestellen konnten. Wir liessen uns davon nicht stören, da Ruth und ich immer etwas zu reden hatten, wenn wir nicht schmollten. Irgendwann konnten wir bei einem jungen, motivierten und freundlichen Kellner bestellen. Jedenfalls war er an einem Nebentisch einmal freundlich. Bei uns leider nicht so.
Dann warteten wir. Aber warten heisst ja trotzdem Leben. Wir lebten etwas länger. Irgendwann, so nach 60 Min, erkundigten wir uns scheu beim Kellner, ob die Bestellung ..… ??? «Don’t worry» war die kurze, ungeduldige Antwort und weg war er.
Ein weiteres Nachfragen eines anderen Gastes liess ihn zu einer Erklärung herausrücken. Unsere Bestellung von Pizza und Salat werde in zwei verschiedenen Küchen verarbeitet. Basta. Ist ja logisch, dass dies länger dauert. Am Nebentisch waren die Gäste schon länger mit ihrer Pizza beschäftigt, und sie sah sehr lecker aus. Unser Hunger wuchs diametral zur Grösse der Pizzen des Nebentisches.
Nun ist noch anzufügen, dass Ruth und ich auf vieles verzichten, um der unbeabsichtigten Begegnung mit Meeresfrüchten zu entgehen. Da besteht eine gewisse Feindschaft zwischen den Meeresdingern und uns.
Es ging dann nicht mehr lang, vielleicht 15 Min und der Salat kam. Aber… mit Sardellen drauf. Leider hatte Ruth Sardellen und Artischocken verwechselt …. ☹!
Und nach 5 Min kam dann die Pizza 4 Stagioni mit Muscheln drauf… sehr kreativ. Hat schon irgendjemand eine Quattro Stagioni mit Muscheln gesehen? Dafür war der Salami darauf wirklich aus der Gründungszeit der Pizzeria und der Schinken wäre bei uns als ranzig bezeichnet worden. Aber der Teig, der Mozzarella und die Tomatensauce waren sehr fein.
Als unsere Nachbarn bezahlten, hätten wir wohl am besten auch gleich die Rechnung verlangt, obwohl unsere Teller noch fast voll waren. Aber so etwas gehört sich nicht, auch wenn wir uns schon bald als Stammgäste bezeichneten, nachdem wir doch schon sooo lange Gast hier waren.
Und es kam so, wie Ruth befürchtet hatte. Der Kellner kam nach dem Beenden der Pizza gar nicht mehr in schallmässige Reichweite. Also bestellten wir bei einem anderen Kellner die Rechnung, welcher mit einer absoluten Zielstrebigkeit am Chef vorbeirauschte und unsere Rechnung aus seinem Kurzzeitgedächtnis strich.
Nach nochmals 15 Min weiterem Warten stand ich auf, um beim Chef persönlich die Rechnung zu verlangen (vorher war der gute Mann relativ lange am Telefon). Er fragte nach der nicht vorhandenen Tischnummer. Glücklicherweise kam in diesem Moment unser Kellner vorbei (was für ein Zufall) und konnte dem Chef diese Nummer mitteilen. Der Chef drückte die Rechnung aus, und der Kellner hatte plötzlich Zeit, um auf sein Trinkgeld zu warten. Er wartet jetzt noch. Leider war der Chef gleich wieder in ein Gespräch vertieft, sonst hätte ich ihn auf die 2 Std 15 Min Zeit für eine Pizza aufmerksam gemacht, und dass man dann doch eher ein anderes Verhalten des Kellners erwartet. Aber eben, auf die Ewigkeit gerechnet ist das ja nicht wirklich lang. Und auf das Alter der Pizzeria ja auch nicht.
Auf dem Weg zur Metro waren die Strassen schon fast leer, keine Livemusik zu hören und es wurde kalt. Die Frage von Ruth, ob sich der Abend und das pulsierende Nachtleben denn gelohnt habe, habe ich eigentlich gar nicht gehört. Oder nicht darauf reagiert. Aber Männer schmollen nicht und zicken nicht.
Im B&B warteten die Gastgeber auf weitere Gäste, die bald darauf eintrafen. Das war noch nett und freundlich und wir sprachen noch etwas miteinander. Alles war so unkompliziert und locker. Einfach toll.